Mittwoch, 8. November 2006

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Buchtipp

eine private und völlig unrepräsentative umfrage im bekanntenkreis ergab, dass niemand so wirklich was zum thema "Herero" sagen konnte, mich selbst eingeschlossen.

nach der lektüre des gleichnamigen romans von Gerhard Seyfried ist diese bildungslücke beschämend, denn hier geht es um deutsche geschichte der übelsten sorte.

um neunzehnhundert überlegte sich nämlich der doitsche kaiser, dass doitschland, um zum kreis der weltmächte zu gehören, unbedingt kolonien in übersee bräuchte und so wurde süd-west-afrika besetzt. nachdem die ureinwohner, die hereros , immer mehr aus ihren lebensräumen verdrängt wurden und sie sich daraufhin zu einem aufstand gegen die kolonialisten entschlossen, kam es zu einem unglaublichen gemetzel:
von ca. 80 000 hereros wurden 65 000 ermordet!
die ersten doitschen konzentrationslager waren in südwest-afrika!

im bewusstsein der doitschen bevölkerung wurden diese verbrechen aber offensichtlich nicht wirklich zur kenntnis genommen, tatsächlich hat sich erst 2004 (100 jahre nach den ereignissen!) die damalige bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul als erste doitsche politikerin für das massaker am waterberg entschuldigt, was aber trotzdem keinerlei entschädigungszahlungen zur folge hatte.

es ist ein grosser verdienst von gehard seyfried, dass er diese ereignisse mit seinem überaus gut recherchierten buch wieder ins licht der öffentlichkeit rückt.

es ist übrigens tatsächlich DER Seyfried, der die freak-comix von Gilbert Shelton ins dröge westdeutsche milieu der achtziger übertrug und den kops knollnasen verpasste, die sie bis heute nicht losgeworden sind.

beim lesen des buches wird einem die totale arroganz und der unglaubliche rassismus jeglicher kolonialpolitik überdeutlich und man kommt einfach nicht umhin, vergleiche zur heutigen "aussenpolitik" zu ziehen und stellt entsetzt fest:
es hat sich im grunde nix geändert.

die darstellung des ekelhaften umgangs der doitschen kolonialisten und militärs mit der farbigen bevölkerung macht auch eindringlich deutlich, dass die immer wieder gern transportierte legende, "die nazis kamen '33 vom anderen stern und waren '45 auf wundersame weise verschwunden", eine widerliche verschleierung des tatsächlich schon lange vor dem hitler-faschismus bestehenden tiefverwuzelten rassismus darstellt. die herrenmenschen-propaganda der nazis fiel auf fruchtbaren boden.

da sich das buch auch wirklich spannend liest, unterm strich von hier aus die empfehlung:

unbedingt lesenswert!

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